Wissenschaftliche Studien rund um Moringa
Der aus Nordindien stammende Meerrettichbaum, botanisch Moringa oleifera genannt, wächst mitterweile auf allen Kontinenten, überall da, wo warmes, tropisches oder subtropisches Klima herrscht. Das Gewächs wird in seinem Heimatland als „Baum der Unsterblichkeit“ bezeichnet. Das bezieht sich nicht nur auf die Härte und Anspruchslosigkeit der Pflanze, die auch lange Trockenzeiten mühelos überlebt. In der tradit9ionellen Heilkunde sollen Blätter, Rinde, Wurzeln sowie Tees und Extrakte daraus als Heilmittel gegen 300 verschiedene Übel helfen. Längst wird wissenschaftlich nachgeforscht, was daran war ist und was eventuell aus dem Reich der Mythen und „Placebos“ stammt.
Diese Studien sind nur ein kleiner Einblick in diese Arbeiten – die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Als „Superfood“ und Vitalstoffbombe ist beispielsweise Moringa-Blattgemüse oder -pulver in unseren Breiten kein Spitzenreiter. Hier sind Ernährungsbewusste auf die Dauer mit frischem heimischem Grünzeug besser bedient.
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Moringa-Blattextrakt: Vielversprechend als Nahrungsergänzung
Die Organisation AdvoCare in Texas, USA, publizierte 2015 in der Fachzeitschrift Phytotherapy Research eine Mega-Studie zur Sicherheit und Wirksamkeit von Nahrungsergänzung mit Moringa-Produkten (SJ Stohs, Hartmann): Review of the Safety and Efficacy of Moringa oleifera.
Untersucht wurde die traditionelle Anwendungsweise von Moringa-Pflanzenteilen oder Extrakten daraus. Besonders Blattextrakte entwickeln offenbar bei der Einnahme die stärkste antioxidative Wirkung. Zahllose Tierversuche dokumentieren die Wirksamkeit und Ungefährlichkeit der Extrakte. In fünf klinischen Studien an Menschen wurde die Blutzucker- und Cholesterin senkende Wirkung belegt. Weitere Wirkungsspektren waren die antioxidative, Gewebe und Zellen schützende Wirkung, die schmerzlindernden und entzündungshemmenden Eigenschaften. Der Blattextrakt wirkte beispielsweise gegen Magengeschwüre, Bluthochdruck, wirkte wie ein „Puffer“, wenn Patienten Radioaktivität ausgesetzt waren und regulierte bei längerer Einnahme das Immunsystem. Verantwortlich dafür scheinen die in der Pflanze enthaltenen Flavonoide, die Senfölglykoside und möglicherweise die Spuren von Alkaloiden. In dieser zusammenfassenden Studie wurde ausdrücklich empfohlen, die Beobachtungen weiter zu erforschen.
Moringa Oleifera: Bedeutung als Nutz- und Heilpflanze
Ebenfalls für „Phytotherapy Research“ befassten sich Experten für Forst und Landwirtschaft in Ludhiana und Dehradun, Indien, mit „Biological, nutritional, and therapeutic significance of Moringa oleifera Lam.“, also der Bedeutung des Moringabaumes in der Ernährung und als Heilmittel. (2019, Ashok K. Djakat, Mohsin Ikram et al.)
Der harte, anspruchslose und frostresistente Moringabaum wird in vielfältiger Weise als stets verfügbares und vor allem erschwingliches Nahrungs- und Heilmittel genutzt. In der Studie wurden unter anderem traditionelle Zubereitungsarten für therapeutische Zwecke unter die Lupe genommen. Moringa-Produkte haben desinfizierende, antibakterielle Wir-kung, schützen Herz, Leber, Nervensystem und Gewebe und sind entzündungshemmend. Auch in dieser Studie wurden Flavonoide wie Senfölglykoside, Alkaloide, Sterol, Phenolsäu-ren, Fettsäuren und Terpene als biologisch wirksame Bestandteile identifiziert. Die Samen des Moringabaumes schaffen es tatsächlich, Wasser zu desinfizieren und zu reinigen: Ihre Anwendung ist eine preiswerte und effektive Methode, unter anderem auch Schwermetalle und Gifte zu neutralisieren.
Traditionelle Anwendungen sind unter anderem in der Landwirtschaft und bei der Gesunder-haltung von Mensch und Tier üblich und werden mit Erfolg angewendet.
Regulativ für den Blutzuckerspiegel und den Insulinstoffwechsel
In der Fachzeitschrift Nutrients („Nährstoffe“) publizierten Wissenschaftler zweier namhafter Universitäten in Bogotá, Kolumbien Ende 2019 den Artikel Effects of Moringa oleifera on Glycaemia and Insulin Levels: A Review of Animal and Human Studies. Vargas-Sánchez , Garay-Jaramillo, González-Reyes; Dabei wurde eine ganze Reihe von vorhandenen Studien verglichen. Inhaltlich ging es umdie Wirkung von MOringa oleifera auf den Blutzuckerspiegel und die Insulinproduktion.
Moringablatt-Extrakt hat sich im Tierversuch als verlässliches Mittel zum Senken hoher Blutzuckerwerte erwiesen. Die Wirkung auf die Insulinausschüttung ist noch ungewiss bis nicht vorhanden. Bislang liegen diesbezüglich nur zwei Studien vor. Auffallend war, dass sich an gesunden Personen keinerlei Veränderungen nachweisen ließen. Probanden mit einem Befund allerdings verzeichneten eine Verbesserung ihrer Blutzuckerwerte. Hier lohnt es sich, noch weitere, exaktere Studien über längere Zeit durchzuführen.
In der „Volksmedizin“ allerdings findet Aufbereitungen der Pflanzenteile von Moringa sehr wohl mit Erfolg Anwendung.
Moringa und der Fettstoffwechsel
Je nach Altersgruppe haben zwischen 20 und 50% der Erwachsenen in unseren Breiten ein Problem mit dem Fettstoffwechsel – Mediziner sprechen von Hyperlipidämie. Für den Laien verständlicher ist der Begriff des erhöhten Cholesterinspiegels im Blut. Die berüchtigten Gefäßablagerungen, die in der Folge zu Herz-Kreislauferkrankungen oder sogar zu Demenz führen, weil die Blutgefäße ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen können, gehen auf besagte Fettstoffwechselstörungen zurück. Diese haben häufig ihre Ursache in einer ungesunden Lebensweise und Ernährung. In vielen Fällen handelt es sich auch in Fehlfunktionen im Zusammenspiel der Organe: Erkrankungen der Leber, Bauchspeicheldrüse oder Nieren, Gallenstauungen, Schilddrüsenunterfunktion, Medikamente oder hormonelle Verschiebungen, etwa in einer Schwangerschaft zählen dazu.
Im Journal of Herbal Medicine and Toxicology (Journal für Pflanzliche Medizin und Giftkunde 2010 erschien ein Artikel mit dem Titel Impact of Antioxidants from Drumstick Leaves on the Lipid Profile of Hyperlipidemics (Übersetzt: Auswirkungen der Antioxidativen Wirkstoffe von Moringa oleifera-Blättern auf das Lipidprofil von Patienten mit Hyperlipidämie); Vanisha S Nambiar, Parul Guin, et al. einer großen Universität in Gujarat, Indien. Dabei wurde erstmals in einer klinischen Studie an Menschen dokumentiert, wie sich tägli-che gaben von Blattextrakt des Moringabaums auf die Blutfettwerte auswirkten. Bis 2010 hatte es zahlreiche Studien an Tieren im Labor gegeben, die bereits auf das Resultat hinwie-sen: Moringablattextrakt kann bereits in einer kleinen Tagesdosis über längere Zeit den Cho-lesterinspiegel und damit das Risiko cardiovaskulärer Erkrankungen senken, ohne dass die Einnahme Nebenwirkungen nach sich zieht.
Hier sei noch eine der vorangegangenen Laborstudien angeführt, die beweist, dass Moringa-Zubereitungen antioxidative, Cholesterin senkende und damit Arteriosklerose verhindernde Eigenschaften besitzt. Das Forschungsergebnis wurde 2008 im Journal für Ethnopharmakologie publiziert, The in vitro and ex vivo antioxidant properties, hypolipidaemic and antiatherosclerotic activities of water extract of Moringa oleifera Lam. Leaves, Chumark, Khunavat et al., Innerhalb von 12 Wochen gelang es, bei den Versuchstieren den erhöhten Cholesterinspiegel ähnlich effektiv zu senken wie dies etwa mit einem Medikament gelungen wäre.
Gut für das Immunsystem, insbesondere bei Schäden durch Mangelernährung
Die im Folgenden beschriebene Studie ist für Laien der Medizin oder Biologie schwer zu verstehen. Grob zusammengefasst: In vielen Länder der Erde leiden Menschen bis heute an Malaria-Infektionen. Diese schädigen auf lange Sicht das gesamte Immunsystem. Dazu kommen häufig noch einseitige oder mangelhafte Ernährung oder Parasitenbefall. Medikamente sind teuer und häufig gar nicht zu bekommen. Pflanzliche Heilmittel wie etwa Zubereitungen aus Moringablättern sind dagegen verfügbar – sie müssen nur eingesammelt und verarbeitet werden. Zumindest im Tierversuch wurde belegt, dass hohe Dosen von Moringablattextrakt in der Lage sind, verschiedene Komponenten des Immunsystems zu stabilisieren. Dabei schlossen sich auch immunologische Lücken, die durch Mangelernährung entstehen. Ob weiter in diese Richtung geforscht wird, bleibt offen. Die Anwendung als „Hausmittel“ wirkt tatsächlich unterstützend, auch in prekären Fällen wie bei schlecht ernährten Patienten mit Malaria- und Parasitenbefall.
Moringa oleifera treatment increases Tbet expression in CD4+ T cells and remediates immune defects of malnutrition in Plasmodium chabaudi-infected mice, 2020, Pilotos, Ibrahim et al., Department of Biology, College of Arts and Sciences, Appalachian State University, 572 Rivers Street, ASU Box 32027, Boone, NC, 28604, USA.
Entzündungshemmende Wirkung
In einem Schweizer Fachmedium publizierten chinesische Wissenschaftler verschiedener Institute in Wuhan im Jahr 2019 eine Studie über die antioxidativen und entzündungshemmenden Wirkstoff ein Moringablatt-Extrakt aus Kenya. Antioxidant and Anti-Inflammatory Activities of the Crude Extracts of Moringa oleifera from Kenya and Their Correlations with Flavonoids. Xu, Chen, Guo; Der Gehalt und die Bioaktivität entzündungshemmender und antioxidativ wirkender Flavonoide wurde untersucht: Vor allem die Blätter enthalten die entscheidenden Substanzen.
Moringa und die Chemoprävention: Wenn Tumore gar nicht erst wachsen könnten?
Die Studie Moringa oleifera Lam: Targeting Chemoprevention, erstellt 2016 im Laboratory of UPM-MAKNA Cancer Research, Institute of Bioscience, Universiti Putra Malaysia, publiziert 2016 im Asian Pacific Journal of Cancer Prevention (APJCP) von Karim, Ibrahim et al., beinhaltet Folgendes: Samen und Blätter des Moringa-Baumes sind die Teile der Pflanze, die den höchsten Anteil an Senfölglykosiden enthalten. In verschiedensten Studien wurde bislang im Labor bewiesen, dass die Glukosinolate Tumorzellen schädigen beziehungsweisen deren Zelltod verursachen. Blattextrakt war in der Lage, das Wachstum menschlicher Krebszellen zu hemmen. Im vorliegenden Versuch stoppten die Tumorzellen ihre Replikation beziehungsweise vermehrten sich langsamer und ihre Zahl verringerte sich drastisch. Auch die Bildung von Blutgefäßen (und damit die Versorgung) von Tumoren wurden durch Moringablatt-Extrakt unterbunden.
In klinischen Tests erwies sich der Blattextrakt als nebenwirkungsfrei. Die bisherigen Ergebnisse sind so vielversprechend, dass es sich lohnt, in dieser Richtung weiter zu forschen.